Was am Hügel gedeiht
Es war die Liebe zu Garten- und Wiesenblumen, die Margrit De Colle dazu anregte, 2010 Vom Hügel, den ersten vom Staat Österreich zertifizierten Bio-Blumenbauernof, zu gründen. Seit der Gründung hat sich viel getan: Was als Blumen-Bauernhof begann, hat sich mittlerweile in einen Ort des Handwerks, des Lehrens & Lernens sowie des Genusses entwickelt. Im Interview mit heiter erklärt Margrit, was Vom Hügel bedeutet und bietet und wie dieses Projekt Heiterkeit in ihr eigenes, aber auch in das Leben anderer Menschen bringt.
Erzähl uns ein wenig über dich und Vom Hügel?
Mein Name ist Margrit De Colle. Nomen es omen. De Colle kommt von der italienischen Urgroßmutter und bedeutet „Vom Hügel“; und Wiesenblumen wie die Margeriten hatten es mir schon als Kind angetan.
Ich führe ein kleines Unternehmen hier am Hügel – den ersten Bio-Blumenbauernhof Österreichs. Wir kultivieren Bio-Blumen, Zweige und Kräuter, essbare Blüten sowie alte Bio-Gemüsesorten auf etwa drei Hektar Land. Um uns herum gibt es dann nochmals drei Hektar Wald, Wiesen und Wildnis.
Menschen und Natur, Blumen und Handwerk. Wir bieten Bio-Blumen und Dekorationen, veranstalten Workshops und Seminare und seit letztem Jahr gibt es hier bei uns auch ein kleines Garten-Café.
Wann hast du Vom Hügel gestartet und warum?
Unser Projekt gibt es seit 2010. Es ist aus Liebe zu Blumen entstanden, und zwar solchen, wie wir sie im Garten und auf der Wiese finden. Blumen pflücken und etwas Schönes daraus zu machen ist ein Kleinmädchentraum, der später zu meinem Beruf wurde und noch immer meine Leidenschaft ist.
Mein Werdegang umfasst den Besuch einer Modeschule, ein Studium der Soziologie und Jobs in den Bereichen PR, Bildungsarbeit und Event-Organisation. Meine Kinder Marco und Maria kamen in den Jahren 2003 und 2005 zur Welt.
Umso mehr ich mich mit der Blumenbranche beschäftigte (Ausbildungen im Bereich Ikebana und Floristik), umso enttäuschter wurde ich und umso weniger fand ich mich auf den Wiesen der Natur wieder. Stattdessen hatte ich mit Industrieblumen, die nie Erde und Sonne gespürt haben, die ökologisch und sozial völlig unverantwortlich „produziert“ wurden, zu tun. Diese berührten mein Herz leider gar nicht. Ganz egal, wie viel Handwerk darin steckte. Ich merkte schnell, dass mir das allein zu wenig war.
Mich interessierten die Hintergründe, die Menschen und die Natur mit ihren Jahreszeiten. Ich wollte Schönes mit Blumen gestalten, aber dabei nicht auf die saisonalen, fairen und biologischen Aspekte verzichten. Also musste und wollte ich selbst ein Projekt starten. Ich habe begonnen, Bio-Blumen selbst anzubauen, in der Natur Zutaten zu sammeln, zu basteln und auch gleich darüber hinaus zu erzählen und Workshops zu geben. Die ersten Seminare, die ich hielt, fanden bei mir zu Hause in der Küche statt.
Was macht Vom Hügel so besonders?
Wir arbeiten ausschließlich mit unseren eigenen Zutaten: Alle Dekorationen, Werkstücke für die Marktstände, Hochzeiten und auch die Zutaten für unsere Workshops kultivieren wir bzw. sammeln wir bei uns am Hof.
Die vermeintliche jahreszeitliche Beschränkung empfinde ich als kreative Herausforderung; besonders hier bei uns in der Südoststeiermark (Österreich). Sogar im kalten Januar findet man einiges, was verarbeitet werden kann, man muss nur genau hinschauen und die Natur bewusst wahrnehmen.
Was uns zudem besonders macht? Dass es uns ums Ganze geht. Alle Zutaten, egal ob für Sträuße oder Salate im Garten-Café, begleiten wir SEED TO TABLE, d.h. wir nehmen unser Saatgut, säen, ziehen Jungpflanzen, hegen und pflegen diese, ernten und gestalten – und das mit Liebe und Respekt gegenüber Mensch und Natur.
Was bietet ihr in euren Workshops an?
Wir bieten Workshops und Intensivseminare an, die sich vom Anbau (z.B. Bio-Schnittblumen, Bio-Gemüse aus dem eigenen Garten, essbare Blumen) bis hin zur Gestaltung (Sträuße, Tischdekorationen, Kränze) erstrecken. Zudem arbeiten wir mit Gastreferenten, die zu den Themen Papier, Schreiben, Zeichnen, Malen etc., sprechen und unterrichten.
Unsere Workshop-TeilnehmerInnen suchen und sammeln die Zutaten für ihre Werkstücke selbst. Dabei geht es um Achtsamkeit, das Spüren der Natur, das Sehen und Wahrnehmen, das Selbst-Gestalten und die Verinnerlichung des Prozesses. Ich freue mich immer sehr, wenn die TeilnehmerInnen stolz ihre schönen Werkstücke nach Hause tragen.
Was kann man bei euch am Hof sonst noch entdecken?
Hunde, Katzen und viel Natur. Es gibt Gartenführungen, Kinderworkshops, unser Garten-Café, das auch für kleinere Feiern gebucht werden kann, und man kann uns beim Gestalten zusehen (Do - Sa, 8 - 18 Uhr).
Welche Blumen sind ideal für einen Frühjahrskranz?
In der Vorfrühlingszeit liebe ich Zweige, entweder ganz pur und schlicht wie die Ruten von Weide und Hartriegel, oder ganz wild mit Palmzweigen, trockenem Gras und Moos.
Ab April, wenn es die ersten Blumen gibt, greife ich zu voll erblühten Schneerosen, kleinen Traubenhyazinthen und kleinen Narzissen, die dann wieder mit Moos und Zweigen meiner alten Obstbäume ergänzt werden.
Was erwartet Vom Hügel in diesem Jahr?
Neue Workshops, zum Beispiel zu den Themen „Essbare Blüten“ (Kultur und Kulinarik), „Die Rückkehr der Trockenblumen“ (Anbau und Gestaltung), „Bringing Nature Home“ (Ein Tag ein Projekt), „Lettering und Sketch Notes“. Im Garten-Café wird es ein „Creative Breakfast“ geben, natürlich ganz nach dem Motto SEED TO TABLE.
Wie beschreibst du den perfekten heiteren Moment?
Die ersten Frühjahrsblumen – ein ganz besonders kostbares Geschenk nach dem langen Winter.
Gespräch mit Margrit De Colle: Katharina Geißler-Evans, heiter magazine
Fotos: vomhuegel