Wie man sich weniger sorgt und das Leben genießt
Gabrielle Treanor ist Autorin, Lehrerin und Podcasterin. Sie hilft Menschen dabei, sich weniger Sorgen zu machen und das Leben zu genießen. Im Interview spricht sie über ihre Arbeit, mögliche Gründe, die zum übermäßigen Grübeln führen, wie wir unsere Gedanken auf die positiven Dinge lenken können und warum es ihr so wichtig ist, ihr Wissen zu teilen.
Hi Gabrielle, schön dass du dir Zeit für ein Interview mit uns genommen hast! Bitte stell dich kurz vor und erkläre was du machst.
Mein Name ist Gabrielle Treanor und ich helfe Leuten dabei, sich weniger Sorgen zu machen und das Leben zu genießen. Das tue ich mit meinen Online-Kursen, dem Pressing Pause Podcast, aber auch Artikeln, die ich für Magazine und meinen Blog schreibe. Ich poste zudem regelmäßig auf Instagram. Bald möchte ich auch Coaching-Sessions anbieten. Ich lebe mit meinem Mann und unserem Hund im Brecon Beacons Nationalpark in Wales.
Was hat dich dazu gebracht, über das Sich-Sorgen und das Zu-Viel-Nachdenken zu schreiben, lehren und sprechen?
Ich selbst zähle zu der Sorte Mensch, die sich zu viele Sorgen macht. Mein ganzes Leben lang habe ich tendenziell zu viel gegrübelt. Vor ein paar Jahren habe ich dann die Welt der positiven Psychologie entdeckt und das hat alles geändert. Ich lernte vieles über Achtsamkeit, Dankbarkeit, Selbstliebe, Freude am Leben und Meditation – und habe dann auch alles an mir erprobt, um herauszufinden, wie es ist, wie es sich anfühlt und was mir dabei hilft, nicht immer wieder über dieselben Dinge nachzudenken. Ich habe zudem gemerkt, welche Methoden besonders gut sind, um das JETZT und das Leben zu genießen. Weil ich mich bewusst mit dem Gelernten auseinander setzen und dadurch positive Veränderungen an mir selbst erleben konnte, war es mir wichtig, mein Wissen zu teilen. Ich wollte Menschen dabei helfen, sich leichter und freier zu fühlen – und nicht mehr von Sorgen erdrückt zu werden.
Warum machen wir uns zu viele Sorgen?
Das ist schwer zu beantworten und ich glaube nicht, dass es nur einen bestimmten Grund dafür gibt. Ich denke, dass ein Teil schon mit den Genen zu tun hat (aber was man aus dem Teil macht, ist komplett individuell und von der Person selbst abhängig). Die Art und Weise, wie man aufwächst hat damit zu tun – wenn man seine Eltern oder andere Erwachsene ständig beim Grübeln erlebt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man es übernimmt. Andere glauben, dass wenn sie alles bis ins Detail planen und sich fortwährend damit beschäftigen, sie eine Art Kontrolle haben – aber das entspricht leider nicht der Wahrheit. Alles in allem glaube ich nicht, dass es wichtig ist den Grund hinter dem “Sich-Sorgen-Machen” zu kennen, es geht mehr darum, was man dagegen tut.
Was sind deiner Meinung nach drei einfache Dinge, die dabei helfen, dass man sich weniger Sorgen macht?
Komplett vermeiden kann man das leider nicht, das wäre unrealistisch. Wir müssen uns hin und wieder sorgen, um uns zu schützen. Menschen, die zu viel nachdenken, halten sich hauptsächlich in ihrem eigenen Kopf auf, d.h. sie wiederholen vergangene Gespräche immer und immer wieder. Sie malen sich zukünftige Situationen aus, fragen sich, was wäre wenn, machen sich selbst Vorwürfe, bezweifeln was sie und andere brauchen usw. Also würde ich sagen, dass es schon mal hilft, weniger Zeit im eigenen Kopf zu verbringen und sich weniger Gedanken zu machen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Um sich weniger Sorgen zu machen, muss man sich zunächst einmal bewusst werden, worüber man grübelt und wie es sich anfühlt. Ein paar Minuten Meditation am Tag ist zum Beispiel eine gute Chance, um die Nerven zu beruhigen und die eigenen Gedanken konkret wahrzunehmen (anstelle von ihnen eingenommen zu werden). Wenn man meditiert, konzentriert man sich auf den Atem und die Gedanken wandern in eine andere Richtung, was großartig ist! Allein die Erkenntnis, dass man seine Gedanken leiten kann, hilft im Alltag. Man nimmt Dinge, die eine beschäftigen, wahr und kann sich auch bewusst von ihnen zu entfernen – und in weiterer Folge, nicht weiter in ihnen verstricken.
Eine andere Möglichkeit ist es, eine „Grübelzeit” einzuplanen. Man gibt sich zum Beispiel von 13 bis 13.15 Uhr Zeit, um am Küchentisch zu sitzen und über die Dinge nachzudenken, die einen Sorgen bereiten. Falls schon vor dieser Zeit Sorgen aufkommen, schreibt man sie auf und legt sie bis zur offiziellen „Grübelzeit“ auf die Seite. Wichtig ist es auch, dass man um 13.15 Uhr auch wirklich mit dem Sich-Sorgen-Machen/Grübeln aufhört – wenn es noch etwas gibt, worüber man nachdenkt, empfehle ich auch, es aufzuschreiben und auf die Seite zu legen.
Die dritte Möglichkeit (ich hätte noch andere, aber du hast mich nach drei gefragt, also bleibe ich dabei) ist gut, um sich nicht auf Sorgen, aber auf das wahre Leben zu konzentrieren. Wenn man an einem sonnigen Tag mit der Familie im Park spazieren geht und bemerkt, dass die Sorgen zu groß sind und man die Situation nicht genießen kann, empfehle ich die Sinne mit ins Spiel zu nehmen. Es ist wichtig, sich auf alle von ihnen zu konzentrieren– vielleicht sogar laut ausspricht, was man fühlt/bemerkt: Was siehst du? Was hörst du? Was riechst du? Wie fühlt sich der Baumstamm an, oder der Wind auf der Haut? Den Vorgang wiederholt man am besten, bis die negativen Gedanken im Kopf nicht mehr die Überhand haben.
Wir beide haben uns auf Instagram kennen gelernt. Einerseites ist Instagram eine wunderbare Möglichkeit, um Menschen zu treffen, die ähnlich denken, was auch eine Art Gemeinschaftsgefühl mit sich bringt. Andererseits bringt die Platform aber auch Selbstzweifel mit sich. Ich hab mit vielen Leuten gesprochen, die sich schwer damit tun, wenn ein Post nicht genügend Zustimmung (in Form von Likes oder Kommentaren) bekommt. Was kann ihnen helfen, um positiv zu bleiben und „Unfollows” oder weniger Likes nicht persönlich nehmen?
Ich denke, es hilft, wenn man sich auf das Gesamtbild konzentriert, nicht nur auf eine Sache, wie z.B. Instagram. Außerdem muss man sich auch vor Augen halten, dass weniger Likes oder „Unfollows“ meist ganz andere Gründe haben. Man muss nur an das eigene Instagram-Verhalten denken.
Instagram ist meine liebste Form von Social Media. Ich freue mich über die Kontakte, die ich dort habe, ja, sogar Freundschaften. Ich finde den Content zudem inspirierend. Ich weiß aber auch, dass was ich dort sehe, nur ein Bruchteil aus dem Leben der Menschen ist, denen ich folge. Ich weiß nicht alles über sie und was sie 24 Stunden lang machen – und sie wissen auch nicht alles über mich. Wenn man trotz dieses Wissens bemerkt, dass die Online-Welt einem nicht gut tut, lohnt es sich, eine Auszeit zu nehmen und sich auf das echte Leben zu konzentrieren.
Dein Podcast Pressing Pause ist einer der Podcasts, die ich regelmäßig höre. Wie planst du die Inhalte dafür?
Danke, dass du meinen Podcast anhörst! Ich freu mich so, wenn du mir erzählst, dass ich und meine Worte dich am Weg zur Arbeit begleiten! Die Dinge, über die ich in meinen Folgen spreche, sind auch die, die ich auf meinem Blog, in Artikeln, Social Media Posts und meinen Online-Kursen erwähne. Sie sind so wichtig, dass man sie gar nicht oft genug hören kann. Ich schau mir zudem an, was andere in ihren Instagram-Posts schreiben oder welche Fragen sie stellen. Da sind oft Aussagen dabei, die mich dazu anregen, näher darauf einzugehen. Ich finde es auch toll, wenn ich von meinen ZuhörerInnen Vorschläge bekomme. Ansonsten basieren meine Inhalte auf eigenen Erfahrungen, Konversationen mit Freunden oder Dingen, das ich gelesen habe. Ich finde Inspiration an den verschiedensten Stellen.
Du hast vor kurzem Exhale (ein Meditationskurs für Grübler) herausgebracht. Warum war es dir wichtig, den Online-Kurs vorzustellen?
Alles was ich tue, von meinen Instagram-Posts bis hin zum Podcast, ich möchte Menschen dabei helfen, sich weniger Sorgen zu machen und das Leben zu genießen. Wie schon vorhin erwähnt, Meditation ist eine tolle Möglichkeit das zu erzielen. Man lernt Gedanken bewusster wahrzunehmen und aus dem heraus zu handeln. Leider gibt es eine Vielzahl an Fehlinterpretationen zum Thema Meditation, die davon abhalten, es zu versuchen oder das Positive darin zu sehen. Ich kann aber aus gutem Gewissen sagen, dass Meditation nicht viel Zeit braucht, man nicht komplett abschalten muss und dass es nicht schlimm ist, wenn man mit den Gedanken abschweift. Früher habe ich genau wegen diesen Fehlinterpretationen nicht mit dem Meditieren begonnen. Diese Erfahrung war so prägend, dass ich den Kurs herausbringen wollte. Ich hab es mir zum Ziel gesetzt, Vorurteile gegenüber der Meditation aus dem Weg zu räumen – und anderen so dabei zu helfen, ihren eigenen Weg zum Meditieren zu entdecken und Freude daran zu finden.
Wo kann man dich und deine Arbeit finden?
Auf meiner Webseite gabrielletreanor.com sind meine Kurse, mein Podcast, Blogposts und einige Downloads, wie z.B. ein kostenfreier Guide zur Achtsamkeit zu finden (den bekommst du, wenn du dich für meinen Newsletter anmeldest). Auf Instagram bin ich @gabrielletreanor, auf Facebook @gabrielletreanorwellbeing und auf Twitter und Pinterest @gabstreanor.
Was ist für dich ein perfekter heiterer Moment?
Nur einen zu wählen ist schwierig, aber ich würde sagen, dass ein Waldspaziergang im Sonnenschein mit meinem Mann und unserem Hund sehr heiter für mich ist.
Foto: Emily Quinton
Interview: Katharina Geißler-Evans, heiter magazine
Übersetzung aus dem Englischen: Katharina Geißler-Evans, heiter magazine