Was Makiko macht
Ich habe Makiko vor rund einem Jahr auf Instagram kennen gelernt. Ihre Arbeit hat mich sofort angesprochen und ich mochte, dass ihre Inhalte auch zweisprachig sind (Englisch und Japanisch). Im Interview erzählt sie mir mehr über ihren Werdegang, welche Techniken sie verwendet und was für Vorteile sie in der Selbstständigkeit sieht.
Stell dich bitte vor und erzähle uns, was du machst.
Mein Name ist Makiko Hastings und ich bin Töpferin. Meine Spezialität ist von Hand geformtes Geschirr. Geboren bin ich in Japan, ich lebe aber mit meinem Mann und unserer fünfjährigen Tochter im Norden Yorkshires, in der U.K.
Wann hast du dich dazu entschieden, Töpferin zu werden und warum?
Ich meine mich zu erinnern, dass das in der Zeit war, in der ich unterrichtet hab. Das war ab 2009. Studiert hab ich Keramik aber schon zehn Jahr zuvor, im Jahr 1999. Danach wollte ich zunächst einen anderen Karriereweg einschlagen und zwar als Sozialarbeiterin für Menschen mit Behinderungen. Das habe ich dann 17 Jahre lang gemacht. Ab und zu assistierte ich einem Töpfer (meinem ehemaligen Mentor und Lehrer David White), dachter aber nie daran, selbst Töpferin zu werden und damit Geld zu verdienen. 2009 ergab sich eine Stelle am örtlichen Art Centre: Es wurde jemand gesucht, der einen Töpferkurs für Menschen mit Behinderungen geben konnte. Ich hab mich beworben und prompt ein Angebot bekommen. Durch den Kurs hatte ich jeden Tag mit dem Töpfern zu tun, und je mehr ich mit Ton arbeitete, desto begeisterter wurde ich. Langsam wuchs auch das Verlangen meine Techniken nicht nur an andere weiterzugeben, sondern sie auch für mich besser zu nutzen. Deshalb beschloss ich zurück an die Uni zu gehen und dort nebenbei meinen Bachelor zu machen. Bald richteten mein Mann und ich auch ein Studio für mich ein und ich erwarb einen Brennofen. Nach meinem Abschluss (das war im Jahr 2012) hab ich begonnen, Teilzeit für mein eigenes Töpfer-Unternehmen zu arbeiten. Einmal die Woche fertigtet ich verschiedene Stücke und verkaufte sie dann auf Messen oder Märkten. Ein Jahr später kam meine Tochter zur Welt. Sie hatte gesundheitliche Probleme und ich war gezwungen, mein Studio für drei Jahre zu schließen. Jetzt geht es ihr zum Glück viel besser und sie geht zur Schule! Das sah ich als meine große Chance: Ich habe meinem Job endgültig Adieu gesagt und kann mich nun voll und ganz auf mein eigenes Töpfer-Business konzentrieren.
Wo fertigst du deine Designs und welche Techniken verwendest du dafür?
In meinem kleinen Studio in unserem Garten. Mein Mann hat es geplant und wir haben es gemeinsam gebaut, Stück für Stück. Ich fertige meine Designs hauptsächlich auf der Töpferscheibe, forme manche aber auch von Hand. Mein Geschirr besteht aus Steinzeugton und wird mit einer von mir selbst hergestellten Glasur gebrannt. Eine meiner Serien (sie ist weiß und blau) wird mit Engobemalerei und Sgraffito (eine Kratzputztechnik) vollendet.
Von all den Stücken, die du bisher gefertigt hast, was ist dein liebstes und warum?
Dabei handelt es sich um ein ganz persönliches Stück: ein Teller mit dem Fußabdruck meiner Tochter. Er hat einen Ehrenplatz auf unserem Kamin, damit wir ihn jeden Tag sehen können. Ton schrumpft mit der Zeit. Der Fußabdruck hat deshalb nicht mehr ganz dieselbe Größe wie damals, als ich die Platte fertigte. Die Erinnerung bleibt aber. Meine Tochter war genau 1 Jahr alt, deshalb ist der Teller auch mit ihrem Namen und dem Schriftzug DAY365 versehen.
Du bist seit letztem Jahr selbstständig. Welche Vorteile siehst du darin, für dich selbst zu arbeiten, und was siehst du als Herausforderung?
Meine eigene Vorgesetzte zu sein ist definitiv ein Vorteil! Ich habe viele Jahre lang für eine Organisation gearbeitet und es gab eine Zeit, in der ich dachte, dass ich mich wegen der Geschäftsführung nicht weiterentwickeln konnte. Ich bin so froh, dass ich jetzt „gegen keine Wand mehr laufe“. Natürlich gibt es auch Herausforderungen und man muss hart arbeiten, aber ich allein hab die Kontrolle darüber.
Ein anderer Vorteil ist die Flexibilität, die mit dem eigenen Unternehmen kommt. Früher war es ein ziemlicher Kampf, frei zu bekommen, jetzt kann ich meine Zeit komplett selbst einteilen – ohne das mich jemand zurück hält. Wenn meine Tochter eine Veranstaltung an der Schule hat, kann ich frei nehmen. Wenn es ein Töpfer-Event gibt, kann ich frei nehmen usw.
Ich hätte manchmal gern mehr Zeit für mein kleines Business. Meine Tochter ist noch an der Schule und braucht mich recht oft. Ich kann dann eigentlich nur arbeiten, wenn sie in der Schule ist oder mein Mann am Abend und am Wochenende zu Hause ist. Töpfern braucht Zeit – diese Zeit zu finden, wenn du nur limitiert Zeit hast, ist nicht so einfach.
Wie würdest du deinen typischen Arbeitstag beschreiben?
Sobald ich meine Tochter zur Schule gebracht habe, gehe ich ins Studio. Das ist so um 9 Uhr herum. Dann arbeite ich durchgehend bis 15 Uhr. Hängt ganz davon ab, an welchem Projekt ich gerade arbeite, aber man findest mich normalerweise dabei Ton zu werfen, zu glasieren etc. Ich habe einen Studio-Kalender, in dem ich für jeden Tag einen groben Plan erstelle. Weil mein Studio in unserem Garten ist, kann ich zum Mittag essen zurück ins Haus gehen. Ich verbringe dann oft auch gleich ein paar Minuten im Garten, um Frischluft zu tanken und ein wenig abzuschalten. Manchmal arbeite ich auch am Abend oder Wochenende – das hängt aber von der Anzahl meiner Projekte ab.
Auf welche Art und Weise beeinflusst Kreativität deiner Meinung nach das Glücklich-Sein?
Als ich noch Töpferkurse für Menschen mit Behinderung gab, hab ich auf die Fähigkeiten meiner SchülerInnen geachtet, nicht auf deren Beeinträchtigungen. Das gab ihnen den Raum, sich voll und ganz auszudrücken, zu experimentieren und was Neues auszuprobieren. Sie waren ausgelassen und fröhlich, wenn sie etwas fertigen konnten. Ich glaube, dass jeder Mensch so glücklich sein kann. Ich glaube auch, dass Kreativität stärkt und bestärkt.
Heiter ist ein zweisprachiges Projekt (unsere Beiträge sind in Englisch und Deutsch). Auch deine Blogposts und Social Media Kanäle sind zweisprachig (Englisch und Japanisch). Welche Vorteile siehst du darin, Inhalte in zwei Sprachen zu veröffentlichen?
Ich kann dadurch eine größere Zielgruppe ansprechen. Obwohl ich in der U.K. lebe, will ich mein Japanisch nicht verlernen. Am Anfang war mein Blog nur in Englisch, mit der Zeit begann ich dann auch eine vereinfachte Version in Japanisch zu kreieren, damit meine Mutter meine Texte lesen konnte. Ich hab dann einfach damit weiter gemacht und nach und nach hatte ich auch mehr LeserInnen in Japan. Ich fand es toll, dass ich mit KundInnen in meiner Muttersprache sprechen konnte. Nachdem ich auch auf Social Media in beiden Sprachen schrieb, hat sich die Zweisprachigkeit bei mir richtig eingebürgert. Es ist für mich auch eine gute Art und Weise, um mich auszudrücken. Meine Blogposts sind nie ganz gleich, ich gebe mich einfach dem Schreiben hin. Beide Zielgruppen können trotzdem verstehen, was ich meine – und ich habe das Gefühl, dass ich so eher das vermitteln kann, was ich fühle. Google translate könnte das nie.
Wo kann man dich und deine Arbeit finden?
Auf Instagram bin ich @makikohastings. Meine Website und der Online Shop (er ist zweimal im Jahr geöffnet) findet man unter www.makikohastings.com
Wie beschreibst du einen perfekten (heiteren) Moment?
Tee in meiner Lieblings-Tasse. Das ist einfach, heiter und macht mich glücklich!
Bilder: Makiko Hastings
Interview: Katharina Geißler-Evans, heiter magazine
Übersetzung ins Deutsche: Katharina Geißler-Evans, heiter magazine